Die Geschichte des Vereins beginnt als sechs Initianten am 29. Februar 1984 ein Zirkular an alle Haushaltungen in Spiez schickt. Das Zirkular trägt den Titel "Wollen wir noch mehr Flachdachbauten in Spiez?" Die Initianten schlugen vor einen Bürgerverein zu gründen, der sich dagegen wehrt, dass aus Spiez ein Vorort von Thun wie Bethlehem von Bern entsteht. Sie verlangten, dass man sich an die Vorgaben des Baureglements hält, das generell Schrägdächer vorsieht. Insbesondere wehrten sie sich gegen die von der Planungskommission vorgesehenen Flachdächer auf der Terminus-Überbauung.

An der darauffolgende Gründungsversammlung am 4. Mai 1984 entschied man sich auf den Namen "Verein Schönes Spiez" und formulierte den Zweckartikel: "Der Verein bezweckt die Erhaltung und Verbesserung des Ortsbildes und setzt sich unter anderem für gut proportionierte und harmonisch wirkende Bauten mit traditionellen Schrägdächern in der Gemeinde Spiez ein."

In den Vorstand wurden gewählt: Präsident: Alfred Stettler, Vizepräsident: Jürg Turtschi, Kassierin: Ursula Heiniger, Beisitzer: Hilda Kaspar, Elisabeth Schneider, Eduard Thomann und Frieda Toggweiler, Revisoren: Dr. Willy Stucki und Bernhard Stettler. Ein Sekretär musste noch gesucht werden.

1986 trat der Verein in Opposition zu den Gemeindebehörden, die vom Bauherrn Flachdächer auf dem Terminus-Areal verlangten. Der Verein machte in der Folge Einsprach gegen den Überbauungsplan und agierte auch unter den Mitgliedern des grossen Gemeinderates. An der Sitzung des GGR vom 28. Oktober 1986 stellte unser Mitglied Hans Schafroth einen Abänderungsantrag zum damals vorliegenden Überbauungsplan, der eine Flachdachlösung verlangte. Der Antrag für Schrägdächer wurde vom Rat mit 21:5 Stimmen gut geheissen und bewirkte eine Kursänderung auch im Gemeinderat. Vorerst wollten nun der Kanton und die OLK (Kommission zur Pflege der Orts- und Landschaftsbilder) nicht einlenken, was zu einem mühsamen Seilziehen führte.

Im Laufe der Jahre konnten wir immer wieder Erfolge erzielen, mussten aber auch Misserfolge einstecken.

Einen speziellen Erfolg möchte ich an dieser Stelle erwähnen, denn er betrifft den über 100-jährigen Gartenpavillon beim jetzigen Gemeindehaus, Vorbild unseres Signets. Er war in einem sehr schlechten Zustand und sollte abgebrochen werde. Die Gemeinde aber verzichtete und steckte das Geld dafür in die Renovation. Unsere Vereinsmitglieder halfen dabei in Fronarbeit (47 Stunden!) und feierten die Fertigstellung, kostümiert und mit passender Musik am Abend des 27. Juni 1987. In 2006 wurde der Pavillon, auch wieder dank Einsatz unserer Mitglieder von Efeu befreit und konnte dadurch wieder in seinem alten Glanz erstrahlen.

Ein anderes Projekt möchte ich auch noch erwähnen, da es im Moment wieder aktuell ist. Der Verein befasste sich 1988 intensiv mit den Plänen für eine Überbauung Oberlandstrasse mit Einkaufszentrum der Migros. Trotz Bemühungen wurde das Projekt nie realisiert.

Im Jubiläumsjahr 2009 haben wir zusammen mit dem Verein Spiez Aktiv (Initiant Ruedi Zeller) und unterstützt vom damaligen Spiez Tourismus ( jetzt Spiezmarketing AG) und der Gemeinde einen Prospekt über den Rundwanderweg durch die Bäuerten von Spiez gestaltet. Der damalige Präsident Hans Burkhalter und seine Frau Marjon Somers haben die kulturelle Seite des Prospektes erarbeitet. Der Prospekt stösst noch heute auf grosses Interesse. 2016 wurde die 5. Auflage veröffentlicht. Der Prospekt ist im Tourismusbüro beim Bahnhof erhältlich oder auf Rundwanderweg Spiez.

Ein markantes Beispiel unserer erfolgreichen Arbeit steht an der Oberlandstrasse. Die Bauherren planten für das neue Heinigerhaus einen Monolith-Bau ohne Vordächer. Mit Hilfe eines befreundeten Architekten setzten wir uns für die Neugestaltung mit dem Ortsbild typischen dreiteiligen Aufbau Sockelgeschoss - Mittelgeschoss - Dachgeschoss mit Vordach ein. An die aktuelle Farbe haben wir uns bereits gewöhnt. 

Dass es den Verein Schönes Spiez auch in Zukunft braucht, zeigen die Hochhauspläne in Faulensee. Ein typischer Zielkonflikt zwischen verdichtetem Bauen und einem qualitativ hochwertigen Ortsbild. Wir setzen uns dafür ein, dass die notwendige Verdichtung dort stattfindet, wo sie sinnvoll und umgesetzt werden kann, ohne dass dies noch mehr zu Lasten des Ortsbildes geht. 

 

Marjon Somers

Quellen: Festschrift "10 Jahre Verein Schönes Spiez", Alfred Stettler / 25 Jahre Verein Schönes Spiez, Hans Burkhalter